Handwerker*innen sind Pionier*innen des Wandels – zur Erreichung der UN-Nachhaltigkeitsziele und für das Gelingen der sozial-ökologischen Transformation braucht es qualifizierte Fachkräfte, die zwischen individuellen Ansprüchen, betrieblichen Realitäten und gesellschaftlichen Normen vermitteln. Bislang werden junge Nachwuchs-Handwerker*innen aus prekären Lebensrealitäten für die sozial-ökologischen Veränderungsprozesse noch nicht ausreichend mitgedacht. Die Jugendlichen werden in Jugendwerkstätten für die berufliche Integration unterstützt, die einen individuellen und sozialpädagogischen Förderansatz verfolgen.
Das Projekt „WandelWerkstatt – Nachhaltig in den Beruf – Politische Bildung und BBNE in den Bereichen Polytechnik Holzverarbeitung und Gastronomie in Jugendwerkstätten“ hat Nachwuchs-Handwerker*innen und zukünftige Arbeitnehmer*innen für sozial-ökologische Veränderungsprozesse in Jugendwerkstätten und Produktionsschulen sensibilisiert. Gemeinsam mit Fachanleiter*innen, pädagogischen Fachkräften und Leitungspersonen wurden zielgruppengerechte Methoden ausprobiert, Praxisprojekte umgesetzt und Austauschräume mit zivilgesellschaftlichen Akteur*innen und Menschen aus der Berufspraxis unter folgenden Leitfragen initiiert.
- Wie können Jugendliche für Nachhaltigkeit und Klimaschutz in Jugendwerkstätten sensibilisiert und inspiriert werden?
- Welche (neuen) Ansätze und Methoden der politischen Bildung und der Beruflichen Bildung für nachhaltige Entwicklung (BBNE) braucht es, um die Zielgruppe zu erreichen?
- Wie kommen Jugendliche in Jugendwerkstätten und später im Betrieb ins Handeln, um selbst Veränderungsprozesse anzustoßen?
Das Projekt war dafür in drei Bausteine unterteilt, die sich an unterschiedliche Zielgruppen gewendet haben: Pilotierung, Multiplikation, Vernetzung.
Im Rahmen der Pilotierung der WandelWerkstätten (Baustein 1) wurden junge Menschen der hannoverschen „Jugendwerkstatt Ahlem“ der ASG e.V. in den drei Bereichen Holzverarbeitung, Fahrradwerkstatt und Ernährung in Theorie- und Praxisbausteinen an das Themenfeld Nachhaltigkeit in ihrer Berufs- und Lebenswelt herangeführt. Im zweiten Schritt wurde das Konzept überprüft und in der Jugendwerkstatt von LABORA gGmbH in Barsinghausen pilotiert. In der Multiplikation (Baustein 2) wurden Ansätze guter Praxis, Methoden und die berufsfeldspezifischen Erfahrungen mittels Multiplikator*innen-Schulungen an weitere Fachkräfte interessierter Jugendwerkstätten bundesweit multipliziert. In einem 3. Baustein zur Vernetzung fanden Online-Netzwerktreffen für andere interessierte Jugendwerkstätten statt, bei denen Inhalte und Methoden der Pilotierung sowie weitere Ansätze der BBNE diskutiert wurden. Die Ergebnisse der Pilotierung und Bedarfe der Netzwerktreffen wurden in einem bundesweiten Fachtag BBNE mit einer Fachöffentlichkeit und Entscheidungsträger*innen aus Politik und Verwaltung diskutiert.
Der WandelWerkstatt Methodenkoffer
Im Projekt ist ein frei zugänglicher Methodenkoffer für die Arbeit zu den Themen Nachhaltigkeit und Klimaschutz in Jugendwerkstätten und Produktionsschulen entstanden. Dieser enthält Methoden, Projektideen und Ansätze guter Praxis. Der Methodenkoffer ist über die Lernplattform ILIAS einseh- und abrufbar. Mit unserer Schritt für Schritt Anleitung erhalten Sie Zugang zum Methodenkoffer:
Blick ins Projekt | Vernetzung, Multiplikation & Pilotierung
Vernetzung: Bundesweiter Fachtag | 05.12.2024 | 11 – 17 Uhr | Hannover
Auf unserem bundesweiten Fachtag Berufliche Bildung für nachhaltige Entwicklung in Jugendwerkstätten und Produktionsschulen BBNE in Jugendwerkstätten und Produktionsschulen umsetzen und verankern (Programm Fachtag) wurden Ansätze guter Praxis geteilt, Austauschräume geschaffen und Teilnehmer*innen bekamen die Möglichkeit, sich in Workshops intensiv mit Methoden und Formaten der BBNE und Demokratiebildung auseinanderzusetzen. Der Fachtag bildete die Abschlussveranstaltung des DBU-Projektes »WandelWerkstatt – Nachhaltig in den Beruf« und richtete sich an Praktiker*innen aus Jugendwerkstätten und Produktionsschulen deutschlandweit, die Methoden und Ansätze an die Hand bekommen wollten, sowie an Vertreter*innen aus Politik und Verwaltung und war offen für alle weiteren Interessierten.
Die Ergebnisse des Fachtags wurden in einem Graphic Recording dokumentiert.
- Fachtag-Ergebnisse | Grußworte & Keynote:
- Fachtag-Ergebnisse | Die Workshops:
Multiplikation: Online-BBNE-Schulungen
“Wie können Jugendliche für Nachhaltigkeit und Klimaschutz in Jugendwerkstätten sensibilisiert und inspiriert werden? Welche (neuen) Ansätze und Methoden der politischen Bildung und der Beruflichen Bildung für nachhaltige Entwicklung (BBNE) braucht es, um sie zu erreichen? Wie kann das Thema Nachhaltigkeit in Jugendwerkstätten gedacht und wie können Veränderungsprozesse angestoßen werden?”
In den BBNE-Schulungen wurden die Erkenntnisse und Methoden aus dem Projekt “WandelWerkstatt” weitergegeben. Im Pilotprojekt wurden Methoden der politischen Bildung und der BBNE verknüpft und mit einer Mischung aus Wissensworkshops, Exkursionen und Praxisprojekten das Thema Nachhaltigkeit mit den Teilnehmenden zweier Jugendwerkstätten behandelt.
Inhalte der Schulungen:
- Gestaltung des Lernorts Jugendwerkstatt im Sinne des “Whole Institution Approach”
- Anwendung praktischer Methoden in der Arbeit mit jungen Erwachsenen
- Nachhaltigkeit in der Jugendwerkstatt reflektieren und verankern
Die zweitägigen Online-Schulungen fanden am 17./18.06.2024, 21./22.08.2024 und 12./13.09.2024 jeweils von 9-15 Uhr statt.
Vernetzung: Online-Vernetzungstreffen
In unseren Online-Vernetzungstreffen (Flyer) haben wir Räume zum Austausch rund um das Thema Nachhaltigkeit in Jugendwerkstätten & Produktionsschulen geschaffen. Wie kann dieser Themenbereich in Ihrer Arbeit praxisnah und intuitiv verankert werden? Die Vernetzungstreffen haben unterschiedliche Aspekte und Fragestellungen beleuchtet, der Vortrag von Michael Nagel ist nach Projektende weiterhin über den Methodenkoffer auf der Lernplattform ILIAS verfügbar (s.o.).
- “Global denken, lokal handeln” mit Prof. Dr. Henning Austmann, Hochschule Hannover (Di, 12.03.24, 14:00-15:30 Uhr)
Wie lassen sich globale ökologische Herausforderungen auf lokaler Ebene mit positivem und konstruktivem Anpack-Geist bewältigen? Henning Austmann führt in die globalen und oftmals existentiell bedrohlichen Konsequenzen unseres Lebensstils ein und zeigt auf, welche Lösungs- und Gestaltungspotentiale es auf lokaler Ebene gibt. - “Mit Politischer Bildung zur Nachhaltigkeit?” mit Michael Nagel, M.A., Leibniz Universtität Hannover (Mo, 15.04.24, 15:00-16:30 Uhr)
Nachhaltigkeit ist in aller Munde und in vielen Bereichen längst als Ziel verankert. Bildung spielt dabei eine wichtige Rolle. Aber was heißt das genau und welche Ansätze gibt es für die Praxis? Diesen Fragen widmet sich Michael Nagel aus der Perspektive der Politischen Bildung. - “Wir packen es an! Nachhaltigkeit in eurer Einrichtung sichtbar & erlebbar machen!” mit Sabine Zielinski, Leiterin der Jugendwerkstatt der ASG e.V. (Do, 06.06.24, 15:00-16:30 Uhr)
Nachhaltige Entwicklung bedeutet, Menschenwürde und Chancengerechtigkeit für alle in einer intakten Umwelt zu verwirklichen. Hier erhalten Sie Anregungen und Praxisbeispiele zu „Nachhaltigkeit in der betrieblichen Praxis“ von Sabine Zielinski. Was macht Jugendwerkstätten und Produktionsschulen zu Lernorten für nachhaltige Entwicklung?
Pilotierung: Einblicke in die WandelWerkstätten
Im Rahmen der Pilotierung hatten die jungen Menschen, Fachanleiter*innen und Leitungen der Jugendwerkstätten der ASG e.V. aus Hannover-Ahlem und er LABORA gGmbH aus Barsinghausen die Gelegenheit, sich in den Modulen Information, Austausch, Erleben und Praxisprojekt mit den Themen Nachhaltigkeit und Klimaschutz zu beschäftigen. Neben Exkursionen zu z.B. Bio-Bauernhöfen, Fairkaufhäusern oder Seminarzentren für ökologisches Bauen konnten sie an nachhaltigen Stadtrundgängen teilnehmen und eigene Praxisprojekte realisieren. Hier entstanden u.a. Hochbeete, Upcycling-Projekte aus Holz oder neue vegetarisch-vegane Gerichte und Speisepläne in der Kochwerkstatt.
Bilder: Exkursion – Besuch auf dem Bio-Bauernhof, Praxisprojekt – Bau des Hochbeets, Praxisprojekte – Upcycling aus Holz, KonsuMensch-Stadtrundgang JANUN Hannover | (c) VNB e.V.
Medien: „Klimawandel – was hab’ ich denn damit zu tun?“ | Audiobeitrag der Klosterkammer Hannover
“Wenn junge Menschen so große Probleme haben, haben sie in der Regel nicht den Kopf frei, sich mit Klimathemen zu beschäftigen. Das Projekt „WandelWerkstatt“ will dies ändern: Ziel ist es, benachteiligte junge Erwachsene ausbildungsfähig machen und sie zugleich für den Klimaschutz sensibilisieren.”
Die Klosterkammer Hannover hat einen Audiobeitrag über das Projekt produziert, in dem auch jungen Menschen aus der “WandelWerkstatt” zu Wort kommen.
Vorstellung der Collagen-Arbeit bei der ASG e.V. | (c) VNB e.V.
Hintergrund des Projekts
Projektlaufzeit: 01.01.2023-31.12.2024
Praxispartner*innen:
ASG e.V.
LABORA gGmbH
Ansprechpartner*innen im VNB e.V.:
Birte-Marie Meyer (Pädagogische Begleitung)
Erik Springer (Pädagogische Begleitung)
Anke Peterwitz (Verwaltung)
Das Projekt wird gefördert durch: